Wechseln Patienten zu einem neuen Arzt, ist ein kurzer Check im Internet für die meisten mittlerweile üblich. Neben Google-Bewertungen finden Patienten in bekannten Arztbewertungsportalen zuverlässige Fachärzte und Allgemeinmediziner in ihrer Nähe. Viele Ärzte lehnen die Profilpflege in Portalen wie Jameda, Sanego oder DocInsider jedoch ab, da sie viel Zeit beansprucht. Lohnt sich der Blick auf Arztbewertungsportale und ihre Bewertungen für Ärzte also, oder handelt es sich um nicht aussagekräftige Plattformen ohne nennenswerte Auswirkungen auf den Ruf als Arzt?
Arztbewertungsportale wie Jameda sind gewinnorientierte Unternehmen, die ihre Einnahmen aus Werbung und dem Angebot von Premium-Profilen für Ärzte und Patienten generieren. Registrierte Nutzer können auf diesen Plattformen öffentliche Sternebewertungen und Kommentare zu ihrer Behandlung hinterlassen. Gegen Bezahlung können Ärzte sich eigene Profile mit Bildern und Beschreibungen anlegen, die in der Regel auch besser bewertet werden als automatisch generierte Profile für Bewertungen. Portale zur Bewertung registrierter Praxen, Ärzten und Kliniken können für Ärzte und Patienten mehr Transparenz bedeuten. Die kommerziellen Systeme sind allerdings nicht immer so seriös wie sie scheinen:
Obwohl Bewertungen in Portalen wie Jameda und Sanego nicht immer aussagekräftig sind, bieten Bewertungsportale für Ärzte auch viele Marketingchancen:
Die möglichen Probleme für Bewertungen in Portalen wie Jameda und DocInsider sind vielfältig: Ärzte können aus unterschiedlichen Gründen auffällig gut oder auffällig schlecht bewertet werden, ohne dass die Kritikpunkte der Patienten zutreffen müssen. Solche Schwachstellen schmälern nicht nur die Glaubwürdigkeit von Ärzten, sondern stellen die Seriosität der Arztbewertungsportale immer wieder in Frage.
Subjektive Bewertungen durch schwierige Patienten fallen manchmal schlechter aus, als gerechtfertigt wäre. Bewertungsportale wie Jameda geben an, jede Bewertung elektronisch zu überprüfen.Erfahrungsberichte verschiedener Ärzte zeigen jedoch, dass auch leicht überprüfbare Bewertungspunkte wie die Praxiseinrichtung von Portalen häufig „übersehen“ werden. Gegen ungerechtfertigte Bewertungen und falsche öffentliche Aussagen können Ärzte juristisch vorgehen, wenn es sich nachweislich um Lügen handelt. Die Entfernung emotional geladener Bewertungen nimmt allerdings Zeit und Aufwand in Anspruch, gleichzeitig können Rufschäden nicht ausgeschlossen werden.
Jede Bewertungsplattform für Ärzte ist auch eine Werbeplattform. Verbraucherschützer zweifeln deshalb am Neutralitätsversprechen von Plattformen wie Jameda und Co. Ärzte mit bezahlten Profilen werden laut einer Studie der ZEIT im Durchschnitt deutlich besser bewertet als Ärzte mit generierten Profilen. Obwohl Unternehmen wie Jameda die Bevorzugung von bezahlten Profilen bestreiten, scheinen negative Bewertungen für bezahlte Profile zumindest gründlicher geprüft zu werden als andere.
Vor der Veröffentlichung der Patientenbewertungen wird durch Bewertungsportale in der Regel nicht geprüft, ob der Patient den Arzt je wirklich besucht hat. Auch Sternebewertungen können durch Portale nicht auf Angemessenheit überprüft werden. Mithilfe von Fake-Profilen lassen sich Arztbewertungsportale so leicht manipulieren. Wird die eigene Internetpräsenz auf Bewertungsplattformen nicht regelmäßig überprüft, bleiben ungerechtfertigte Bewertungen sogenannter schwieriger Patienten möglicherweise für Wochen oder Monate sichtbar.
Die Bertelsmannstiftung erstellt im Auftrag der Bundesregierung jährlich die Weisse Liste mit geprüften Patientenbewertungen. Um Bewertungen von Ärzten zu beeinflussen, müssen Patienten ihre Versicherungsnummer angeben und nachweisen, dass ein Besuch stattgefunden hat. Die Weisse Liste hat einen rein informativen und keinen werblichen Zweck und gilt somit im Vergleich zu kommerziellen Arztbewertungsportalen im Internet als deutlich zuverlässiger.
Die Profilpflege in Portalen wie Jameda ist für Ärzte und Praxen nahezu unumgänglich, wenn die Bewertung unterdurchschnittlich ausfällt oder Patienten schlichtweg Lügen verbreiten. Um eine gute Bewertung im Internet zu erzielen, können Ärzte verschiedene Marketing Maßnahmen einleiten:
Ob Bewertungen von Patienten in Arztbewertungsportalen seriös und aussagekräftig sind, lässt sich anhand verschiedener Punkte überprüfen. Durchweg positive Bewertungen mit Bestnoten und ohne Kritikpunkte erscheinen beispielsweise eher unzuverlässig. Um mehr über die Aussagekraft von Bewertungen zu erfahren, sollten Patienten und Ärzte die Bewertungskriterien überprüfen. Viele Plattformen geben in Fragebögen verschiedene Bewertungskriterien vor, die die Gesamtbewertung auf unterschiedliche Weise beeinflussen. Der Vergleich verschiedener Arztbewertungsportale bringt für Patienten und Ärzte oft Klarheit über die tatsächliche Einschätzung von Patienten. Fällt die Bewertung für einen Mediziner auf Plattformen mit bezahlten Profilen deutlich besser aus als auf frei zugänglichen Plattformen, sollten Patienten Bewertungen nicht zu viel Bedeutung zuschreiben.
Rezensionen und Profile in Arztbewertungsportalen können für mehr Transparenz im Praxisbetrieb sorgen und die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten verbessern. Verschiedene mögliche Fehlerquellen von subjektiven und rechtswidrigen Patientenbewertungen bis hin zu unglaubwürdigen Top-Bewertungen erschweren jedoch die objektive Einschätzung von Ärzten und Praxen anhand von Arztbewertungsportalen. Gewinnorientierte Unternehmen wie Jameda und Co. verkaufen sich als Bewertungs- und Werbeplattformen, zahlende Kunden müssen deshalb von der Erstellung ihrer Profile